Page 8 - Von Stein Kessel und Pfanne
P. 8
BRAU
BRAUKUNST
KUNST
Leicht, spritzig, säuerlich
Auf Grund der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und den oftmals mangelnden hygienischen Verhältnissen waren die Brauresultate beim Steinbier oftmals sub- optimal. Diese qualitativen Schwankungen galten laut Zeitzeugen aber bereits für das ursprüngliche Kelten- bier. Um die gesellschaftlich höher stehenden Schich- ten zufrieden zu stellen, gab es daher auch eine feinere, mit Honig gesüßte Weizenbier-Variante, die laut römi- scher Chronisten bei den Kelten ‘Cervesia‘ genannt wurde. In späteren Zeiten, und dies gilt jetzt speziell auch für die Geschichte des Steinbiers im Kärntner Raum, wurde neben Gerste oftmals auch Hafer als Roh- stoff fürs Mälzen herangezogen. Die Grundproblematik der ungenauen Braumethode konnte damit zwar nicht beseitigt werden, aber allemal entstand ein spritziges, leichtes Bier mit sechs bis sieben Würzegraden und einem dementsprechend niedrigen Alkohlgehalt von rund 2,5 Prozent. Der lange Bestand dieses Verfahrens in der Klagenfurter Schleppe-Brauerei bis zum Jahr 1827 scheint auch zu belegen, dass mit vorhandenem Brautalent durchaus ansprechende Resultate im heuti- gen Wertmaßstab zu erzielen waren. Das belegen auch moderne experimentelle Versuche, die sozusagen im de- tailgetreuen ‘Nachbau‘ (mit den heute allerdings reinen Rohstoffen) zu einem naturtrüben, stark moussierenden
Die Rolltreppen führen zum Check-in, der im zweiten Stock erfolgt. Am rechten Bildrand ist ein kleiner Teil des hoteleigenen ‘grab-and- go‘-Markts erkennbar.
B ackgr
und
history
Keltisches Kärnten
Als Kelten (lateinisch Celtae oder Galli) bezeichnet man Volksgruppen der Eisenzeit in Europa. Beim Namen der Kelten dürfte es sich nach dem Zeugnis der Geschichtsschreiber Herodot und Diodor, dann auch Caesars und Strabons um eine Eigenbenennung der Bewohner Zentralgalliens handeln. Ausführlich beschreibt Caesar in sei- nem bekannten Sammelwerk ‘De bello Gallico‘ (‘Über den gallischen Krieg‘) die keltische Kultur. Diese um etwa 50 v. Chr. abgefassten Schriften, die für Schüler meist den Einstieg in die lateinische Literatur darstellen, enthalten wahrscheinlich naturgemäß auch einige Vorurteile über den Kriegsgegner. Caesars Beschreibungen sind daher zwei- schneidig: Einerseits berichtet er über die keltische Spiriualität, den Glauben an die Reinkarnation und die Hingabe zur Philosphie – andererseits kritisiert er den grausamen Umgang der Kelten mit ihren Kriegsgefangenen und ihren unbarmherzigen Opferkult. Die Relativierung dieser Darstellung wird jedoch erschwert durch das fast vollständige Fehlen von originalen Schriftzeugnissen der als keltisch angenommenen Kulturen.
Unabhängig von Caesars Urteil waren die Kelten jedenfalls kein einheitliches Volk, sondern verschiedene Volks- gruppen mit den gleichen Kulturtechniken, die sich ursprünglich (ca. 1200 v. Chr.) in Ostfrankreich und Südwest- deutschland angesiedelt hatten. Eine dieser gemeinsamen Techniken war die Kunst des Bierbrauens, welche in Holz- behältern erfolgte und die Zugabe von heißen Steinen erforderte. Mit seinem widerstandsfähigen Gesteinsmaterial bot das keltische Königreich Noricum geologisch besonders gute Voraussetzungen hierfür. Geographisch erstreckte
36 S tyles MAGAZINE
o