Page 10 - Das Bier und das Holz
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BEER
BEERSTYLE
Foto: killinger.de
Es gibt neues Fasspech mit der Farbe Honiggelb (siehe obiges Bild) und be- reits gebrauchtes Fasspech in Dun- kelbraun. Beide werden jedoch mit der gleichen Methode verarbeitet.
STYLE
Klaus Pink
Doch, wie heißt es denn in Goethes ‘Faust‘ so treffend: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie...“. Und so soll an dieser Stelle ein Kreativbrauer zu Wort kommen, der sowohl in Sachen ‘gepichtes Holzfass‘ als auch beim ‘Barrique-Bier‘ als Experte gelten kann. Die Rede ist vom kreativen Zampano Klaus Pink bei der Klagen- furter Brauerei Schleppe. Bis vor drei Jahren wurden dort noch jährlich rund zehn traditionelle Holzgebinde für den Festtagseinsatz startklar gemacht. Klaus Pink beschreibt die Vorbereitungen als ziemlich zeitinten- siv – eine gesamte Woche konnten diese schon in An- spruch nehmen. „Als erstes mussten wir die beiden obersten Eisenringe mit Hammerschlägen vom Fass lockern, um danach den runden Fassdeckel heraus- nehmen zu können. Daraufhin war im geöffneten Fass das Abschaben der alten Pechschicht angesagt. Bevor wir die Ringe danach wiederum festgeschlagen konn- ten, musste zwischen den Dauben zum Dichten Schilf eingebracht werden. Anschließend wurden die Fässer fürs Aufquellen zwei bis drei Tage mit Wasser befüllt und danach wiederum einen Tag lang getrocknet. Danach konnte wir erst die 190-Celsius-gradige flüs- sige Pech-Parafinmischung einbringen, die mit einem längeren Rollen gleichmäßig im Fassinneren verteilt wurde. Bei einem 200 Liter Fass verblieben dabei rund sechs Liter Pech im Gebinde, der Rest floss aus dem Fass wieder heraus – diesen konnten wir dann fürs Pi- chen der anderen Fässer weiter verwenden“.
Oak Aged Limited Edition
Auf Grund des gesamten Aufwands verwendet man bei Schleppe mittlerweile aber ebenfalls schon durch- gehend Metallfässer, die für spezielle Anlässe mit ei- nem dekorativen Holzmantel verkleidet sind. In einem anderen Belang ist aber ‘Holz‘ bei der Klagenfurter Kreativbrauerei wieder voll „en vogue“. Auf Grund der engen räumlichen Nachbarschaft zur Edelbrenne- rei Pfau startete Klaus Pink schon vor einiger Zeit ver- schiedene Versuche einen (untergärigen) Doppelbock in benutzten Edelbrandfässern ‘nachreifen‘ zu lassen. Ungeduld war in diesem Belang fehl am Platz. Allein das Befüllen eines üblichen Barrique-Fasses (mit le- diglich 225 Liter Inhalt) nahm jeweils rund eine halbe Stunde in Anspruch. Während bei der Bierabfüllung in Metallfässer dort ja ein Gegendruck aufgebaut wird (sogenanntes ‘Vorspannen‘), kommt es beim Füllen von Holzfässern rasch zum Überschäumen des Biers. Zudem hielt nach einer erfolgreichen Abfüllung der Standard-Fassverschluss dem CO2-Druck des Biers nicht stand. Erst mit speziellen Riemen konnte Klaus
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Pink da Abhilfe schaffen, sodass sein Doppelbock letzt- endlich doch 4 Wochen in aller Ruhe eine aromatische Marriage mit dem Bukett des Whisky-Fasses eingehen konnte. Das bierige Resultat war letztendlich so über- zeugend, dass es von diesem Sondersud mittlerweile nur mehr Lagerbestände im privaten Bereich gibt.
Made in Carinthia
Als kommendes Projekt steht bei Schleppe jedoch nichts ‘Holziges‘ an, sondern die Finalisierung des neuen ‘Klagenfurter Biers’. Über dessen Rezeptur wird derzeit noch nicht viel verraten. Zumindest steht jedoch bereits fest, dass die Braugerste aus Kärnten stammen wird, der Biertyp naturtrüb werden soll und die neue Marke auch im (modernen) Fass erhältlich sein wird. Danach wird aber Klaus Pink seine Barrique-Ambitionen sicher nicht ad acta legen. So könnte er bei der Neuauf- lage eines ‘holzigen‘ Biertyps demnächst durchaus auch ein Zwetschkenbrandfass als kongenialen Bierpartner einsetzen - sozusagen eine bierige Neuinterpretation des Kärntner Dreigesangs mit: Doppelbock, Barrique- fass und Zwetschke als stimmiges Triumvirat... ;-)