Page 6 - Das Bier und das Holz
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Moderne Holzfässer für den Biertrans- port enthalten fast immer ein Innen- fass aus Metall.
der Fässer benötigte Fachwissen und eine sorgfältige, aufwendige Arbeitsweise, denn immerhin sollten die
hölzernen Behälter bis zu 50 Jahre halten.
Alles aus Eiche
Zur Gewährleistung dieses langen Gebrauchs war Eichenholz das ideale Material. Eiche ist sehr belastbar, haltbar und dicht, weshalb die Form des Fasses lange beständig bleibt. Ein
weiterer Vorteil ist, dass die Eiche äußerst resi- stent gegen Fäulnis, Pilz- und Insektenbefall ist. Auf Grund dieser günstigen Eigenschaften setzte sich das Fass auch schon früh beim Reifen und Trans- portieren von Wein durch. Heikel wird es aber, wenn die Kohlensäure ins Spiel kommt. Die im 17. Jahrhundert entdeckte Methode der Champagner-Herstellung wäre beispielsweise mit einer Fassreifung nicht möglich ge- wesen. Der Wein bei bestimmten Händlern begann ja damals deswegen zu sprudeln, weil sie ihn aus Fässern überhastet in die druckdichten Glasflaschen umfüllten. Die noch laufende Gärung erzeugte in letzteren dann die Kohlensäure samt Überdruck. Kurz sei an dieser
Stelle angemerkt, dass das Glasmaterial im Zeitalter des Barocks dieser Belastung oft noch nicht stand- halten konnte und sich daher die Kellermeister mit ei- sernen Masken schützen mussten. Das trug anfänglich nicht gerade zum guten Ruf ihres Berufstands bei. Das weitaus klügere Braugewerbe wusste dieses Problem jedoch von Beginn an zu umgehen, indem es die Fässer mit einer luftdichten Schicht aus Pech auskleiden ließ ;-) Doch Spass beiseite – zur Ehrenrettung der damaligen Weinspezialisten muss schon erwähnt werden, dass der CO2-Druck beim Sekt ungleich höher als beim Bier ist...
Neues Material
Die Ära der hölzernen Bierfässer ging aber spätestens mit dem Einzug des Aluminiums als technischer Werk- stoff zu Ende. Dessen Vorteile, die vorerst nur dem Flugzeugbau vorbehalten waren, sprachen bald auch für die Verwendung bei der modernen Konstruktion von Bierfässern. Dafür war alleine schon der gewichts- mäßige Unterschied maßgeblich: Ein 50-Liter-Holzfass wog 34 Kilo, ein heutiges modernes Edelstahl-Bierfass KEG 50 hingegen lediglich 11,22 Kilo (ohne Kupplung).
Das Handwerk der Großböttcher
(Küfer) erforderte erhebliche Kraft- anstrengung, besonders für das Biegen der Fassdauben und das Binden der Fässer. Das Anschlagen der eisernen Fassreifen war auch au- ßerhalb der Werkstatt weithin hör- bar. Im 14. Jahrhundert war es den Küfern der Stadt München daher nicht erlaubt, ihr Handwerk innerhalb der Stadt auszuüben.
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