Page 4 - Zone privée
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 L I F E DS T Y L E LIFESTYLE
Die mächtigen Hotelburgen, die das Ortsbild vieler heimischer Wintersportorte heute prägen, sind erst in den letzten 50 Jahren entstanden. Für unsere Groß- eltern war Winterurlaub in den Bergen oft eine wild- romantische und zugleich sehr anstrengende Ange- legenheit. Wer nicht so wohlhabend war, dass er sich in einem der wenigen Gasthöfe im Ort einquartieren konnte, hatte sich von einem Bauer einfach eine klei- ne Hütte in den Bergen gemietet, wo man als Selbst- versorger die Schönheit der winterlichen Berge in absoluter Ruhelage genießen konnte. Das Holz zum Heizen war vor der Hütte, der Speck hing in der Spei- sekammer und den Rest hat man im Rucksack selbst mitgebracht. Heute ist alles anders, was sich auch in der Bezeichnung nieder schlägt: Aus urigen Hütten wurden schicke Chalets, die nicht mehr in abgele- genen Einzellagen stehen, sondern in geballter Form als kleine ‘Dörfer‘ errichtet wurden.
Tourismus im Wandel
Aus den einfachen Berggasthöfen wurden dagegen im Laufe der Jahrzehnte große Urlaubshotels mit riesigen Wellness-Landschaften und luxuriösen Re- staurants. Aus dem zünftigen Aprés-Ski, der früher oft nur ein gemeinsames Schnapserl mit dem Ski- Lehrer war, der vielleicht noch ein bisschen auf der Zieh-Harmonika gespielt hat, wurden Groß-Events, bei denen sich tausende Gäste von Djs und Gogo- Tänzerinnen ‘bespielen‘ lassen.
Trendwende
Diese Form des Winter-Tourismus hat ihr Publikum, wie die jährlich wachsenden Nächtigungszahlen be- legen, aber mit der Sehnsucht nach besinnlichen Stunden in einer tief verschneiten, winterlichen Berglandschaft hat es bei weitem nichts mehr zu tun. Und so hat sich parallel zu den Party-Zonen der Hot-Spots wie Salbach-Hinterglemm, Schladming, Kitzbühel, St. Anton oder Ischgl in den letzten Jah- ren eine ruhigere Form des Skiurlaubs entwickelt, die insbesondere bei Familien mit Kindern immer populärer wurde. Aus den urigen Hütten von einst wurden komfortable Häuschen mit zeitgemäßen Komfort und Service wie im Hotel.
Die Sehnsucht nach der Alm
Der Traum vieler Großstädter ist es, eine kleine Alm- hütte in unberührter Natur ihr eigen nennen zu dür- fen. Doch spießen sich dabei oft Anspruch und Wirk- lichkeit. Eine echte Almhütte, die früher dazu diente, den Sennern im Sommer ein Dach über dem Kopf
48 S tyles MAGAZINE
Die Aufnahme aus dem Jahr 1900 zeigt, dass die wohlhabende Gesellschaft damals schon die alpine Winterszenerie für sich entdeckt hat. Ein individu- elles Ambiente beim Auf- enthalt war zu dieser Zeit noch selbstredend, da man oftmals in den Jagd- villen befreundeter, begü- terter Familien nächtigte. Der alpine Skisport stand gerade an seinem Beginn: 1897 hatte der Ski- pionier Mathias Zdarsky sein Buch ‘Die Lilienfelder Skilauf-Technik‘ herausge- bracht und veranstaltete albald seine ersten Skirennen.
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Der Lilienfelder Skipionier Mathias
Zdarsky demonstriert seine ‘Schenkel- sitzbremse‘. Sowohl sein Fahrstil als
auch seine 1896 patentierte Bindung (mit Seitenhalt) wurden zu Grundlagen des modernen Skilaufs. Trotz eines schweren Lawinenunfalls ging er noch im Alter
von achtzig Jahren auf die Skipiste.




















































































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