Page 17 - Von Stein Kessel und Pfanne
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 In dieser Halle befindet sich die neue Abfüllanlage. Die in einem Reinraum aufgestellte maschinelle Flascheneinheit befüllt mit 96 Ventilen gleichzeitig ebenso viele Bierflaschen. Daraus ergeben sich in Summe 32.000 Stück pro Stunde.
zuständig. In diesem Feld ist ja der Aufgabenbereich breit gestreut. Von Hygienekontrollen im täglichen Routinemodus bis zu spitzfindigen analytischen Fra- gestellungen wie etwa: „Sulfit-im-Bier: Enzymatik oder Ionenchromtographie?” reicht hier das Potpourri an unterschiedlichen Themen. Zu tun gab es bei Düreggers Dienstantritt genug, da auch Planung und Bau des neuen, größeren Sudhauses anstanden. Dieses wurde 2005 eröffnet – und besitzt übrigens einen Parkettbo- den, der jeden Tanzschulbesitzer wohl in helle Freude versetzt ;-) Die noble Ausstattung wurde mit der Ab- sicht installiert, diesen Bereich auch repräsentativ in Szene setzen zu können. Gesellschaftliche Aspekte bestimmten ebenso die neue Nutzung des Alten Sud- hauses: dieses wurde unter dem Motto ‘KunsthausSud- haus‘ für Ausstellungen adaptiert. Diese Ambitionen im Kreativbereich müssen auch im Zusammenhang mit der örtlichen Lage der Villacher Brauerei gesehen werden: Kaum eine andere größere österreichische Brauerei liegt dem Stadtzentrum so nahe. Zur Villa- cher Fußgängerzone im historischen Stadtkern bedarf es nämlich über die Draubrücke nur den vielzitierten ‘Katzensprung‘. Zudem liegt das Kongresshaus, das mit seinen jährlichen Faschingssitzungen landesweit bekannt ist, ebenfalls praktisch nur ‘ums Eck‘. In die- sem Kontext macht es auch für einen Braubetrieb Sinn, sich möglichst vielschichtig am gesellschaftlichen Le- ben einer Gemeinde zu beteiligen.
Stetiger Aufstieg
Bei all diesen aufwendigen Maßnahmen machte der junge Braumeister Düregger einen guten Job und avancierte daher 2006 zum Betriebsassistenten. 2010 wurde ihm dann die gesamte technische Leitung an- vertraut. In seiner neuen Funktion kam Manuel Düregger bald der Gedanke mit einer Kreativ-Abteilung bei Schleppe in Klagenfurt. Abgesehen von der thema- tischen Relevanz (Stichwort: KunsthausSudhaus), war
Brewmaster Manuel Düregger
‘on the roof of the brewing-world‘ ;-) Der Kirchturm im Hintergrund zeigt, wie kurz die Entfernung von der Brauerei bis zum Stadtzentrum ist.
eine derartige zweite Produktlinie auch für den Aus- bildungsbereich vorteilhaft. Lehrlingen sollte damit die Möglichkeit geboten werden, nicht nur die Abläu- fe in einer Großbrauerei kennen zu lernen, sondern auch Einblicke in den kleinteiligen Craftbeer-Sektor zu erhalten. Als Mastermind vor Ort stand in Klagen- furt Klaus Pink zur Verfügung, der dem handwerkli- chen Brauen bereits seit vielen Jahren mit Leiden- schaft verbunden war.
Kreative Experimente
In Teamarbeit machte man sich also daran, ein Kreativ- bier mit Zusatz mehrerer Aromahopfen zu brauen, das in der boomenden Szene auch reüssieren könnte. Nach mehrmonatiger Vorarbeit entstand aus diesem Vorha- ben das Schleppe No.1, ein Craft Beer, welches sich nun schon seit sechs Jahren auf dem Markt behauptet. Das Erfolgsgeheimnis von diesem (obergärigen) Pale Ale liegt wohl in der Symbiose von aromatischer Ele- ganz und der vielbeschworenen Drinkability. Obwohl die drei Aromahopfensorten Cascade, Citra und Auro- ra ihre typischen citralen Noten entwickeln, bleibt der Körper des Schleppe No.1 bis zum Nachtrunk elegant- schlank, was den Einstieg in die Kreativbierwelt enorm erleichtert. Dazu gesellt sich im Gegensatz zu den vie- len knallbunten Labels der einschlägigen Mitbewerber ein klassisch-edler Auftritt am Etikett.
Brauereien mit einem edlen Parkett- boden im Sudhaus gibt es nicht allzu oft. Die Villacher Brauerei wäre also
ein ernsthafter Anwärter für den Gewinn eines fiktiven ‘Brewery-Interieur-Award‘ ;-)
Foto: Tom Euscher
Foto: Tom Euscher Foto: Tom Euscher
S tyles 45 MAGAZINE
Foto: Tom Euscher




















































































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