Page 9 - Grazer Braukultur
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Massiver Ausbau
Dem Vorbild des Schwiegervaters folgend, errichtete Hans Peter Reininghaus gemeinsam mit seinem Bru- der in Graz ein vergleichbares Brauimperium. Basie- rend auf einem im Jahr 1871 beginnenden Ausbau des Alten Mauthauses erreichte die Produktionsstätte im Steinfeld alsbald Mengen wie die Brauerei in Puntigam, die in der Direttissima nur 4 km entfernt lag. Hans Peter Reininghaus war dabei auch im technischen Bereich erfinderisch und entwickelte unter anderem bierspezi- fische Messgeräte, neue Verschlussformen und einen Pichapparat zur Reinigung und Dichtung leerer Fässer. Letztgenanntes Verfahren beeindruckte auch Kaiser Franz Josef, der 1883 zu einer Besichtigung nach Graz kam und bei seiner Rückkehr nach Wien den ‘Grazer Bierbaron‘ auch hoch offiziell in den Adelsstand erhob. Dieselbe kaiserliche Auszeichnung war dem Familien- patron Adolf Ignaz Mautner schon 11 Jahre zuvor zuteil geworden. Ab 1872 durfte er sich als Träger des ‘Or- dens der eisernen Krone dritter Classe‘ als Ritter von Markhof titulieren. Die Bezeichnung ‘Markhof‘ leitete sich vom Standort der Brauerei in St. Marx ab.
Vor dem Ersten Weltkrieg...
Als Johann Peter Reininghaus im Jahr 1901 verstirbt, wandelt seine Witwe Therese, die zuvor wie ihre Mut- ter 10 Kinder zur Welt gebracht hatte, den Betrieb in eine Aktiengesellschaft um. Durch die
Vergrößerung des Kapitals wächst die Brauerei zur fünftgrößten der Donau- monarchie und weist kurz vor Aus- bruch des Ersten Weltkriegs einen Ausstoß von 441.000 Hektoliter mit einer Belegschaft von rund 700 Mitar- beitern auf. Mit diesen Daten übertrifft man zu diesem Zeitpunkt sogar den Mitbewerber in Puntigam, obwohl dieser mit einer beachtlichen Produktionsmenge von 380.000 Hektoliter nicht weit zurückliegt.
Für diesen Erfolg ist zu diesem Zeitpunkt die Familie Schreiner verantwortlich, die vor der Be- triebsübernahme in Puntigam schon eine kleine Braustätte in
der Grazer Prankergasse betrie-
ben hatte. Beachtlich ist auf je-
den Fall, dass die benachbarten Brauereien Reininghaus und Pun- tigam gemeinsam schon vor 1914 eine jährliche Biermenge lieferten, die
Der jüngere der beiden
Einwohner zählte, hatte das Paar übrigens schon wäh- rend ihrer Hochzeitsreise Gefallen gefunden.
Familiäres Vorbild
Über finanzielle Ressourcen mussten sich die jungen Eheleute schon keine Gedanken mehr machen, da Vater Adolf Ignaz mit seinem speziellen ‘Abzugsbier‘ aus St. Marx so erfolgreich war, dass er sich bereits um 1845 die erste Dampfmaschine für seine Braue- rei leisten konnte. Sein einziger ernsthafter Konkur- rent im Umfeld von Wien war eigentlich nur Anton Dreher, der in Klein-Schwechat mit seinem Lagerbier ebenfalls einen beachtlichen wirtschaftlichen Start hinlegte. Um die positive Entwicklung im Braube- reich abzusichern, investierte Adolf Ignaz Mautner allerdings auch in verwandte Sektoren beginnend mit der bereits weiter oben angeführten Herstellung hochwertiger Backhefe. Dazu kamen dann die Pro- duktion von Brennspiritus und später die Gewinnung von hochprozentigem Alkohol für likörerzeugende Wiener Betriebe.
Reininghaus-Brüder konn- te den vollen Erfolg nicht mehr miterleben. Julius verstarb bereits im Alter von 39 Jahren.
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